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Russland geht gegen Glücksspielbranche vor

am 20.12.2006, 15:46:17 Uhr

Von Mitte 2009 an sollen Spielhallen und Casinos in vier abgelegene Sonderzonen verbannt werden, legte das Parlament in Moskau in einem Gesetz fest. Wer dann sein Glück beim Spiel versuchen will, muss den weiten Weg nach Sibirien, an den Pazifik, nach Kaliningrad oder nach Südrussland auf sich nehmen. Im gesamten übrigen Land werden Glücksspiele verboten.

Die vier Sonderzonen seien mit Blick auf ihr touristisches Potenzial ausgewählt worden, sagte der Abgeordnete Wladimir Medinski der Agentur Itar-Tass. Man hoffe, auch ausländische Touristen anlocken zu können. Schon vor der Verbannung in die Provinz erhöht das Gesetz die Hürden für den Betrieb von Spielautomaten und Rouletttischen. Bereits von Mitte 2007 an müsse für den Erhalt einer Lizenz ein Kapital von 600 Millionen Rubel (17,35 Millionen Euro) nachgewiesen werden. Beobachter erwarten eine verstärkte Konzentration der Branche.

Der Unterstützung der Bevölkerung kann sich Putin sicher sein. 65 Prozent befürworten sein Vorgehen gegen Spielhallen und Kasinos. Allerdings sind alle bisherigen Maßnahmen des Staates gegen das Gewerbe an dessen einflussreicher Lobby gescheitert.

Die russische Glücksspielbranche boomt. Seit 2002 hat sich der Umsatz der 350.000 Spielhallen und 169 Kasinos im Land auf sechs Milliarden Dollar (4,5 Milliarden Euro) verfünffacht. Das Geschäft mit dem Glück florierte bislang auf Grund billiger Lizenzen und enormer Gewinne.

Die Moskauer Stadtregierung reagierte prompt auf das neue Gesetz. Vize-Bürgermeister Josif Ordschonikidse kündigte an, die Zahl der Moskauer Casinos im kommenden Jahr auf 30 zu reduzieren. Anfang 2006 war Moskau mit 56 Casinos nach russischen Angaben hinter Las Vegas und Miami weltweit die drittgrößte Metropole des Glücksspiels.