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Suchtforscher: Lotto-Spielen hat nur geringes Suchtpotential

am 13.12.2006, 14:08:07 Uhr

"Lotto hat einen sehr lang gestreckten Spielablauf", sagte der Professor an der Universität Bremen in einem Gespräch mit dpa. "Ein süchtiger Spieler aber will immer wieder einen Kick erleben." Er brauche Nervenkitzel und schnelle Spielformen wie etwa Automaten, Roulette oder manche Internet-Sportwetten. Nach seinen Untersuchungen hätten nur sechs Prozent der Menschen in Beratungsstellen für Glücksspielsucht Probleme mit Lotto. Am Mittwoch wollten die Ministerpräsidenten bei ihrer Konferenz in Berlin unter anderem über das Lotterie-Monopol beraten.

Der Fortbestand des staatlichen Glücksmonopols ist nach Ansicht Meyers aber unverzichtbar. "Ich bin für ein staatliches Glücksspielmonopol, weil der Spielerschutz so effektiver umzusetzen ist als über private Anbieter." Private Unternehmen seien stark auf Gewinnsteigerung ausgerichtet. "Gewinnmaximierung und Spielerschutz passen nicht zusammen." Die Einschätzung, nur besonders psychisch gestörte Menschen würden spielsüchtig, treffe nicht zu. "Das kann jeden treffen."

Der Staat müsse sich stärker in der Bekämpfung von Spielsucht engagieren. "Es gibt noch eine Vielzahl von Maßnahmen, die zu ergreifen sind", meinte der Psychologie-Professor. In diesem Zusammenhang kritisierte er die "Hysterie um den Lottojackpot". Zwar habe Lotto nur ein geringes Suchtpotenzial, aber durch die ständige Präsentation dieser großen Summen in den Medien, werde eine hohe Nachfrage ausgelöst. "Das fördert eine Glücksspielmentalität in der Bevölkerung", sagte Meyer. "Sie wollen dann Lebensglück über Gewinne beim Glücksspiel realisieren." Eine Deckelung des Jackpots sei deshalb wichtig.
Ein großes Problem sei das gewerbliche Automatenspiel in Spielhallen und Gaststätten. "80 Prozent der Klienten in Beratungsstellen für Spielsucht haben damit Probleme", sagte Meyer. "Dieser Bereich muss in die Spielsucht-Prävention umfassender einbezogen werden."
Auch müsse die Früherkennung süchtigen Spielverhaltens verbessert werden. Teilnehmer an Sportwetten sollten beispielsweise eine elektronische Kundenkarte erhalten, auf der unter anderem die Häufigkeit des Spielens erfasst werde, erklärte der Glücksspiel- Forscher. So könne man rechtzeitig auf die Person zugehen und Hilfe anbieten.