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Lotto-Gesellschaften: Konkurrenz bringt Nachteile für Verbraucher

am 29.08.2006, 16:00:57 Uhr

Wettbewerb unter den Gesellschaften könne es nur über die Bearbeitungsgebühren geben, hieß es in einer dpa-Umfrage am Dienstag bei den Lotterie- Gesellschaften in den Bundesländern. Staatliche Lottogesellschaften können die Produkte günstiger anbieten als gewerbliche Spielevermittler, die eine zusätzliche Gebühr nähmen, unterstrich Thüringen-Lotto.

"Lottospielen wird dadurch nicht billiger, im Gegenteil," sagte Friedhelm Repnik, Lotto-Chef in Baden-Württemberg. Auch Bayerns Lotto-Chef Erwin Horak unterstrich: "Der Beschluss würde mit Sicherheit für die Verbraucher Nachteile bringen". Die Folgen für die Umsatz- und Einnahmeentwicklung der Gesellschaften könnten noch nicht beziffert werden, sagte die Sprecherin der Staatlichen Toto-Lotto GmbH Stuttgart.

Repnik sieht höhere Kosten auf die Verbraucher zukommen, falls künftig auch in Supermärkten und Tankstellen Annahmestellen von privaten Spielvermittlern zugelassen sind. Den "Stuttgarter Nachrichten" sagte er. Private Spielvermittler verlangten bis zu 30 Prozent Gebühren. Am billigsten spiele man daher immer noch bei offiziellen Toto-Lotto-Annahmestellen. Eine Öffnung des Lotteriemarktes für gewerbliche Anbieter würde laut Repnik auch zu Lasten der Kultur- und Sportförderung im Land gehen. Teile der Lotto- Einnahmen kommen bisher kulturellen Zwecken zugute. "Gewerbliche Vermittler streichen höhere Gebühren ein als unsere Annahmestellen. Wenn es künftig verstärkt über solche Anbieter geht, werden dem Staat und somit auch der Allgemeinheit Gelder entzogen", sagte Repnik.

Auch die staatliche Lotterieverwaltung Bayerns erwartet keine Preisrückgänge für die Verbraucher. "Das ist ein vorgeschobenes Schein-Argument, das in meinen Augen nicht greift", sagte der Präsident der Staatlichen Lotterieverwaltung Bayern, Erwin Horak. Private Vermittler müssten beispielsweise Investitionen in die technische Ausstattung tätigen, sie könnten schon deshalb keine niedrigeren Preise bieten.

Wenn die Menschen mehr spielten, weil sie auch im Supermarkt und an der Tankstelle die Möglichkeit dazu hätten, stiegen auch die Einnahmen der Lottogesellschaften und der Finanzminister, hieß es bei der Saarland-Sporttoto GmbH. Die niedersächsische Lottogesellschaft erwartet keinen Umsatzrückgang und auch keine Abwanderung der Spieler in Bundesländer mit einer geringeren Spielgebühr, obwohl Spieler in Niedersachsen 50 Cent pro Tippschein zahlen müssten und in Berlin lediglich 20 Cent.

Die Lotto-Gesellschaften in den Bundesländern prüfen derzeit die Kartellamtsentscheidung für mehr Wettbewerb unter den Lotteriegesellschaften. Danach dürfen die 16 Länder-Gesellschaften den Markt nicht weiter regional in den Ländergrenzen unter sich aufteilen. Zudem erteilte die Behörde privaten Unternehmen grünes Licht, gegen Provision Tippscheine der Lottogesellschaften anzunehmen. Der Deutsche Lotto- und Totoblock legte Beschwerde beim Oberlandesgericht Düsseldorf ein.

Für die Bundesländer sind die Lotto-Erträge eine wichtige Einnahmequelle. Aus dem Lotto-Geschäft flossen vergangenes Jahr 435 Millionen Euro aus Lotteriesteuer und Zweckerträgen an das Land Baden-Württemberg, erklärte Repnik. Nach Angaben des rheinland- pfälzische Finanzministeriums flossen 81 Millionen Euro als Lotteriesteuer in den allgemeinen Landeshaushalt. Weitere 99 Millionen Euro an Konzessionsabgaben seien für die Förderung von Kultur und Sport eingesetzt worden. Im Saarland flossen nach Angaben eines Sprechers 2005 rund 24 Millionen Euro aus Lottomitteln in die Landeskasse, weitere 27,5 Millionen Euro wurden für Umwelt, Soziales, Kultur und Sport zur Verfügung gestellt. In Bayern flossen im vergangenen Jahr rund 500 Millionen Euro aus Steuern und Gewinnabführung an den Staat.