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Unglückliche Glücksspielgewinner

am 05.10.2006, 15:49:54 Uhr

Ihr Mann Jack kaufte für einen Dollar Ende 2002 ein Los und wurde mit 314 Millionen Dollar (etwa 248,2 Millionen Euro) zum damals größten Lotteriegewinner in der US- Geschichte. "Wenn ich damals gewusst hätte, was alles auf uns zukommt, dann hätte ich das Los zerrissen", sagt Jewell Whittacker heute.

Sie steht mit dieser Erkenntnis nicht allein da. Die Liste von unglücklichen Glücksspielgewinnern in den USA, wo Jackpots in Höhe von vielen Millionen Dollar weitaus häufiger vorkommen als in Deutschland, ist lang. Nicht nur, dass fast jeder dritte Gewinner früher oder später Pleite geht, wie unlängst aus einer Webseite des Financial Planner Board of Standards, einer Finanzplanungs-Organisation, hervorging. Familien brachen auseinander, es wurde gestritten, geprügelt, gemordet und gestohlen. Oft führte auch Fahrlässigkeit und Überheblichkeit zum Konflikt mit dem Gesetz, und für viele stand am Ende die große Einsamkeit.

Man nehme nur die Whittackers, mit deren Leben es seit jenem vermeintlichen Glückstag stetig bergab ging. Schon kurz nach dem Geldsegen wurde mehrere Male in die Autos, das Haus und Büro des Gewinners eingebrochen. Hunderttausende Dollar verschwanden. Gleich mehrere Male wurde Whittacker betrunken hinter dem Steuer erwischt, im vergangenen Juli stand er wegen tätlichen Angriffs auf einen Barmanager vor Gericht. Im Mai schloss er einen Vergleich mit einer Frau, die er sexuell attackiert haben soll. Zwei Kasinos haben ihn wegen ungedeckter Schecks in Höhe von 1,5 Millionen Dollar vor den Kadi gezerrt und ein Vater, dessen Sohn auf Whittackers Grundstück an einer Drogenüberdosis starb, hat ebenfalls Klage eingereicht. Dann starb auch noch Whittackers über alles geliebte Enkeltochter - ebenfalls an Drogen. "Ein einziger Albtraum", sagt Jewell Whittacker, und William "Bud" Post aus Pennsylvania würde sicher beipflichten, wenn er es noch könnte. Er starb Anfang des Jahres an Atemstillstand, nachdem ihm ein Lottogewinn in Höhe von 16,2 Millionen Dollar 1993 Schulden, Kummer und Verzweiflung beschert hatte. Zu den Problemen gehörten ein Bruder, der einen Mörder anheuerte, um an das Geld heranzukommen, eine Exfreundin, die vor Gericht ein Drittel des Gewinns erstritt, sechs gescheiterte Ehen und eine Gefängnisstrafe für Schüsse auf einen Schuldeneintreiber. Nach Medienberichten lebte der "Hans im Pech" am Ende von der Sozialhilfe.

Juan Rodriguez, der 2002 einen 18-Millionen-Dollar-Jackpot knackte, verbringt seine Tage vereinsamt in einem Wohnwagen. Schnaps und vier Schäferhunde sind seine einzigen Gefährten. Das war nach dem Gewinn ganz anders: Da standen Verwandte und selbst ernannte Freunde vor seiner Haustür Schlange um abzukassieren. Rodriguez ließ sich nicht lumpen. Autos, Reisen, Geschenke jeder Art: Der Gewinner teilte mit vollen Händen aus. Heute weiß er nicht mehr, wo sein ganzes Geld geblieben ist, wie eine örtliche Zeitung berichtet. Aber immerhin lebt Rodriguez noch - im Gegensatz zu einem Gewinner in Florida, der im vergangenen Jahr von zwei Männern ermordet wurde, die an sein Geld herankommen wollten. Ein Texaner setzte seinem Leben selbst ein Ende - nach Kaufrauschen und einer Liebesaffäre, die zu Bankrott und Scheidung führten. Eine fast bettelarm gewordene Gewinnerin in Minnesota sitzt wegen fahrlässiger Tötung im Gefängnis. Voll von Drogen und Alkohol hatte sie einen Autounfall verursacht, bei dem ein Mensch starb.

Eine Frau in New Jersey gewann gleich zwei Mal in zwei Jahren hintereinander, zusammen waren es 5,4 Millionen Dollar. Wie Rodriguez lebt sie nun im Wohnwagen: Ihr Geld ließ sie nach Medienberichten in Kasinos zurück. Aber immerhin standen ihr die gewonnenen und verlorenen Millionen einst rechtmäßig zu - im Gegensatz zu einer anderen Amerikanerin, die hinter Gittern sitzt: Sie hatte das Glückslos mit einer gestohlenen Kreditkarte gekauft.